Die Traumnovelle von Arthur Schnitzler (1926)

In der Traumnovelle von Arthur Schnitzler, begegnet Fridolin, die Hauptfigur, in seinen nächtlichen Abenteuern vielen Leuten, die einen großen Einfluss auf seine Psyche und auch auf seine Ehe haben. Mittlerweile begegnet seine Ehefrau Albertine in ihren Träumen ähnlichen erotischen Versuchungen. Diese Versuchungen, die um leidenschaftliche Beziehungen mit Fremden gehen, beschreiben andererseits den Zustand ihrer Ehe. Oberflächlich scheint die Ehe liebevoll zu sein, aber im Laufe der Geschichte wird klar, dass die beiden Hauptfiguren den Beziehungsstatus eher als Pflicht auffassen. Dadurch kritisiert der Handlungsablauf meiner Meinung nach die Institution Ehe, die im Widerspruch zu dem sexuellen Drang des Menschen, Regeln über Vertrauen festlegt.

Für den Schriftsteller Arthur Schnitzler ist es typisch, das gesellschaftliche Bild durch die psychologischen Gedanken der Hauptfiguren zu betrachten. Über Schnitzler wird gesagt, dass seine Ansichten ganz eng mit der Psychoanalyse von Freud verbunden sind. In diesem Buch geht es jedoch um das Bewusstsein der Sexualität, obwohl Freud eher die unbewussten Bedürfnisse des Menschen betont. Trotzdem ist es interessant zu bemerken, dass der innerliche Widerspruch zwischen dem Gewissen und Genusssucht noch heutzutage aktuell ist.

Andererseits repräsentieren die Hauptfiguren, Fridolin und Albertine, konservative und traditionelle Geschlechtsrollen. Diese sind typisch für die Jahrhundertwende. Der Mann, Fridolin ist ein nüchterner Arzt. Er versorgt seine Familie, indem er sehr fleißig arbeitet. Die Frau, Albertine, musste als ein junges Mädchen ihren sexuellen Drang unterdrücken, so dass sie eine ordentliche Jungfrau und später Ehefrau werden konnte. Die Liebesbeziehungen außer der Ehe waren in dem letzten Jahrhundert verpönt. Vielleicht waren sie gerade deswegen so ein beliebtes Thema in der damaligen modernen Literatur.


Auch der gesellschaftlicher Status, die Gesellschaftsklasse und die Werte um die Kernfamilie herum beschreiben die damalige Zeit der Jahrhundertwende. Moderne Literatur der Jahrhundertwende ist von einem wissenschaftlichen Weltbild und Säkularisierung geprägt. In diesem Buch ist das psychologische Gewissen statt der religiösen Regeln im Mittelpunkt der Moral. Jedoch beruhen die gesellschaftlichen Rollen und Erwartungen auf dem Christentum. Obwohl dieses Buch österreichisch ist, kann die Kunst der goldenen Zwanziger in Deutschland auch hier betrachtet werden. Typisch für die Zeit waren Aktdarstellungen, um die Körperlichkeit des Menschen hervorzuheben. Auch in der Traumnovelle beschreibt Schnitzler viel die Körper der Frauen, die als Kunst berücksichtigt sind.

Ernst Ludwig Kirchner: Spielende nackte Menschen, 1910

Max Beckemann: Christus und die Sünderin, 1917
https://www.reddit.com/r/museum/comments/1geipq/max_beckmann_christ_and_the_woman_taken_in/

In Beckmanns Kunstwerk ist die Frau sowohl von Christus als auch von der Gesellschaft wegen ihres Ehebruchs verdammt. In der Traumnovelle ärgert Fridolin sich, als er gehört hat, dass seine Frau einen erotischen Traum über einen anderen Mann gesehen hat. Obwohl dieser Traum nicht in Wirklichkeit passiert ist, sieht Fridolin darin eine Erlaubnis, seine Ehefrau zu betrügen. Der Status und moralische Regeln der Frau sind im Buch, wie in der damaligen Gesellschaft, mit ihrem Ehemann verbunden. Zusätzlich haben die Frauen, die im Buch Objekte der Leidenschaft von Fridolin sind, keinen Namen oder Gesicht. Ihr nackter Körper wird als Objekt präsentiert und sie tragen eine Maske, damit sie nicht identifiziert werden können.


Der Zeitraum der Geschichte ist nur zwei Nächte, aber vieles passiert in Bezug auf die Psyche und Moral der Hauptfiguren. Die Sprache im Roman ist traumähnlich und lyrisch, weil die Flucht aus der Realität und dieses erotische Paralleluniversum beschreiben wird.

Verwendete Literatur:
Arthur Schnitzler (1926): Traumnovelle. Frankfurt am Main: S. Fischer.

http://blog.zeit.de/schueler/2012/02/20/thema-literatur-der-moderne-1890-1920/

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